Schon seit vielen Jahren gibt es in Sinzig Menschen, die sich dafür einsetzten, dass vor den Häusern, in denen bis in die Zeit des Dritten Reiches Menschen jüdischen Glaubens lebten, Stolpersteine verlegt werden. Stolpersteine, das sind Steine, die in das Straßenpflaster eingelassen werden. Sie sind aus Messing und fallen durch ihren Glanz auf. Sie lassen – das ist die Idee hinter den Stolpersteinen – die Menschen, die vorübergehen, innerlich über diesen Glanz auf der Straße stolpern. Sie lassen sie kurz innehalten, vielleicht bleiben sie auch stehen und schauen genauer hin. Dann werden sie auf jedem Stein einen Namen lesen, ein Geburtsdatum und ein (ungefähres) Todesdatum, manchmal auch den Ort, an dem der Mensch, an den mit diesem Stein erinnert wird, ums Leben gekommen ist. Die Steine machen ein Doppeltes sichtbar: zum einen, wie vielfältig die Bewohner*innen einer Stadt waren. In Sinzig gab es Zeiten, da lebten hier mehr Menschen jüdischen als evangelischen Glaubens. Sie lebten mitten in der Stadt, manchmal in Häusern, an denen wir täglich vorbeikommen -und wir wussten es nicht. Mit den Stolpersteinen werden Menschen und wird Vielfalt des Lebens und Glaubens sichtbar. Doch auch das andere wird sichtbar: das schreckliche Unrecht, Gewalt, Raub und Mord, das durch den Nationalsozialismus gegen Menschen ausgeübt wurde. Und damit werden wir alle als Verantwortliche angesprochen: nicht für das, was war – viele von uns waren damals noch gar nicht geboren –, sondern für das, was jetzt ist und was kommt, für die Demokratie, für das Eintreten für Menschen und ihre Würde, ganz gleich, woher sie kommen und was sie glauben.
Nun trägt das Engagement für die Stolpersteine Früchte.
Am Mittwoch, 4. Mai, wird der Initiator des Projekts der Stolpersteine, der Künstler Gunter Demning, wird vor vier Häusern selbst die ersten Steine verlegen.
Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr auf dem Sinziger Kirchplatz. Nach einer kurzen Einführung wird es dann zu den vier Häusern gehen. Die Verlegung vor jedem Haus wird etwa 20-30 Minuten dauern.
Wir können kein Unrecht ungeschehen machen. Aber wir können Menschen ihren Namen, ihre Geschichte und ihre Würde zurückgeben. Das ist ein Grund, bei der Verlegung der Stolpersteine dabei zu sein.