Vor drei Jahren entschied sich der damalige Jahrgang der Konfirmand*innen, ein Projekt in Berlin zu unterstützen: die „Schule des Friedens“ der Gemeinschaft Sant’ Egidio. Es ging um Kinder und Jugendliche, die es nicht leicht hatten – sei es, dass sie als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren, sei es, dass sie von ihren Familien nicht so unterstützt wurden, wie sie es gebraucht hätten. In der „Schule des Friedens“ in Berlin-Neukölln fanden die Kinder und Jugendlichen Gleichaltrige zum Reden und Spaßhaben, und sie fanden Erwachsene, die ihnen eine Heimat boten oder ihnen halfen, in der neuen Heimat anzukommen. Die Kinder und Jugendlichen kamen aus vielen verschiedenen Ländern, und im Zusammensein lernten sie den großen Frieden im Kleinen. Sie besuchten auch regelmäßig alte Menschen und trugen damit zum Frieden zwischen den Generationen bei.
Das alles hatte unsere Konfirmand*innen beeindruckt, und sie sammelten mit verschiedenen Aktionen Geld. Irgendwann bekam Pfarrerin Kerstin Laubmann einen Anruf von Tobias Müller aus Berlin: Er wollte wissen, woher das Geld kam, das da auf einmal bei Ihnen eintraf. So entstand ein Kontakt.

Als die Jugendlichen im April 2019 konfirmiert wurden, war die Aktion vorbei.
Dachten alle.
Bis im Juli dieses Jahres bei Pfarrerin Laubmann das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war Tobias Müller. Im Urlaub hatte er die furchtbaren Nachrichten aus dem Ahrtal und aus Sinzig gehört. „Was können wir für Sie tun?“, fragte er. „Beten Sie für uns“, antwortete Kerstin Laubmann. „Wir werden es noch lange brauchen. Das hier geht nicht schnell vorbei.“ Und dann sagte sie: „Vielleicht können die Kinder ein Bild für uns malen. Eins, das uns Mut macht. Und uns zeigt, das sie an uns denken.“

Und dann kam Ende August ein Paket aus Berlin. Drinnen lagen lauter kleine bunte Beutelchen mit gefalteten Vögeln und Schmetterlingen und kleinen Tüten „Haribo“. Und zwei Bilder.
Tobias Müller schrieb dazu: „Wir haben im Sommerlager den Kindern von Ihnen, den Hochwassern und seinen Auswirkungen erzählt. Die Kinder waren sehr betroffen und haben sich dazu entschlossen, kleine Mutmachtütchen zu packen und Ihnen zuzuschicken, um den vom Hochwasser betroffenen Menschen auf diesem Wege zumindest ein wenig Kraft, Mut und Hoffnung zu schenken. … Wir sind weiterhin in Gedanken und im Gebet bei Ihnen und wünschen weiterhin viel Kraft und Zuversicht beim Wiederaufbau und der Verarbeitung der Tragödie.“

Und so machten wir erneut die überraschende Erfahrung: Helfen zu können, ist keine Einbahnstraße. Es ist nicht so, dass nur wir die Starken sind oder die Reichen. Ja, es mag sein, dass heute wir es sind, die anderen helfen. Doch morgen kann es genau umgekehrt sein, und es werden uns genau jene helfen, denen wir zuvor geholfen hatten.

Danke nach Berlin!