„So ein schöner Gottesdienst!“ Das bekam das Team des Gottesdienstes beim Kaffeetrinken danach immer wieder zu hören. Dabei war das nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Nicht, dass das Bücherei-Team keine schönen Gottesdienste gestalten könnte – das tut es verlässlich seit vielen Jahren. Aber das Thema des Buches für diesen Gottesdienst war ja alles andere als leicht: „Wie geht richtig sterben und wie geht richtig leben?“
Wie richtig sterben geht, diese Frage stellte sich den 13-jährigen Jugendlichen Magali und Kieran im Buch „Fürs Leben zu lang“ von Nikola Huppertz eher nicht. Herr Krekeler, Magalis 98-jähriger Nachbar und Kierans Opa, machte ihnen das vor: Er fand einfach, 98 Jahre seien fürs Leben zu lang, und verabschiedete sich – langsam, aber entschieden.
Schwieriger schien den beiden eher die andere Frage zu sein: Wie geht richtig leben? Magali und Kieran finden jedenfalls in ihrer unmittelbaren Umgebung niemanden, der ihnen das überzeugend vormacht.
Die vielen Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes wurden in die Fragen und das Nachdenken von Magali und Kieran hineingenommen und suchten eigene Antworten auf die Fragen nach dem richtigen Leben und Sterben.
Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war eine zweite Aktion: Im Buch merkt Magali irgendwann, dass der Abschied von Herrn Krekeler in der Trauerhalle sehr schlicht werden wird. Mehr als schlicht. Sie ist schockiert: Das geht doch nicht! Da muss doch was passieren! Was Würdiges! Also organisiert sie etwas: Sie bittet alle, die Herrn Krekeler kannten, zum Abschied ein einziges schönes Wort mitzubringen. Ein nettes Wort, irgendetwas, das sie mit Herrn Krekeler verbinden. Als der Abschied da ist, füllt sich der ganze Raum mit schönen Wörtern.
Und genau das erlebten wir auch im Gottesdienst. Alle hatten wahrscheinlich schon auf irgendeine Weise von einem Menschen Abschied nehmen müssen. Pfarrerin Laubmann bat nun, sich ein schönes Wort zu überlegen, das zu einem dieser Menschen gehört, die schon gestorben sind, und es auf einen Zettel zu schreiben. Die Zettel wurden eingesammelt und passten kaum auf das Plakat, auf das sie geklebt wurden, so viele waren es. Einige der schönen Wörter wurden anschließend vorgelesen. Und dann geschah in der Adventskirche dasselbe wie im Buch: Ein ganzer Raum füllte sich mit schönen Wörtern.
Nach dem Gottesdienst tauschten sich bei Kaffee und Tee noch viele über das Buch und den Gottesdienst aus. Und so, wie der Literarische Gottesdienst ausklang, fühlte es sich richtig gut an, nach – richtig leben.
Den Inhalt des Buches finden Sie hier.
Den ganzen Gottesdienst finden Sie oben, bei der „Predigt vom letzten Sonntag“.
Und hier die Wortwolke der „schönen Wörter“: