Am Abend des 15. Juni 2023 wurde an der Hohenstaufenstraße ein Gedenkstein eingeweiht, der in Sinzig an alle Geschichten und Opfer der Flut erinnern soll.

Ein Stein,
ein Ort.
In der Nähe ein Fluss.
Ein Stein,
ein Ort zum Erinnern.
In der Nähe der Fluss.
Ein Stein,
ein Ort zum immer wieder Herkommen.
In der Nähe …

Ja, sie sind immer noch ganz nah –
die Erinnerungen,
die Bilder,
die Gerüche,
die Geräusche,
die Ängste,
die Erschöpfung,
die Fragen,
die schmerzlichen Abschiede,
die Traurigkeit,
die mit diesem Fluss verbunden sind.
Mit jener Nacht.

Manchmal sind sie auch weg,
dann ist da Musik, Sonne,
Arbeit, Ferien,
die Sonnenblumen und Rosen –
das ganz normale, fast normale Leben.
Aber dann braucht es nicht viel,
und das andere ist wieder da.

Doch jetzt steht hier der Stein.
Ein Stein,
ein Ort,
der Fluss.
In der Bibel tauchen auch
immer wieder Steine, Felsen auf.
Manchmal werden sie geworfen.
Doch meist bedeuten sie
Rettung.

Da ist der Mann, der floh,
vor seiner eigenen Vergangenheit.
In einer Nacht legte er seinen Kopf auf einen Stein,
als wäre der ein Kissen.
Im Schlaf träumte er
von Engeln.
Und von Gott, der zu ihm sagte:
„Ich bin mit dir.“
Am nächsten Morgen richtete er den Stein auf:
„Gott ist hier gewesen“, sagte er.

Da ist ein Mensch
in einer schwierigen Lage.
Er macht die Erfahrung:
Gott ist wie ein Fels.
Der Fels meiner Stärke.
Bei ihm bin ich sicher.

Ein anderer erlebt sich
wie in einer schlammigen Grube.
Er macht die Erfahrung:
Gott hebt mich hoch,
zieht mich da raus
und stellt meine Füße auf einen Felsen,
auf sicheren, festen Grund.

In jener Nacht gab es viele Menschen,
die genau das nicht erlebt haben.
Seit jener Nacht gibt es Menschen,
die aus dem tiefen Loch,
in das die Flut sie gestürzt hat,
nur sehr schwer,
nur unter Aufbringung aller Kräfte,
herausfinden.

Doch viele andere
fanden das tatsächlich auch:
sichere Felsen –
in der Nacht der Flut
und in der Zeit danach.
Es gab und gibt sie:
Orte, an denen man Kraft tanken kann,
Orte, an denen man mit den eigenen Erinnerungen gut aufgehoben ist.
Sichere Orte.
Orte der Nähe:
der Nähe von Menschen,
der Nähe von Hilfe, Trost und Kraft,
der Nähe von Gott.

Möge auch dieser Ort
für Menschen, die hierher kommen,
so etwas werden.

Segen

Gott segne diesen Ort
und alle, die hier stehen bleiben.

Gott segne diesen Ort
und alle, die hier weinen und lachen,
still sind und erzählen.

Möge Freundlichkeit an diesem Ort wohnen,
mögen Menschen hier Zuversicht schöpfen können.

Möge Verantwortung von diesem Ort ausgehen –
Verantwortung für Menschen und Schöpfung.

Mögen Menschen die Erfahrung machen:
Gott in hier,
auch hier.
Er ist mein Ort
für Glauben und Fragen,
für Hoffnung und Sehnsucht,
für Freude und Schmerz.

So segne Gott diesen Ort und seine Menschen
heute und alle Tage.
Amen.