Stell dir vor, es ist ein Festjahr, und niemand geht hin ….
So kann es Festjahren, Jubiläen, Geburtstagen und anderen festlichen Anlässen gehen in Pandemie-Zeiten. Für einJubiläumsjahr wollen wir das ändern, und zwar:

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Vielleicht sind es auch mehr als 1700 Jahre. Aber aus dem Jahr 321 unserer Zeitrechnung gibt es ein Dokument, dass die Anwesenheit von Juden in Köln voraussetzt und ihnen die Mitarbeit im Stadtrat ermöglichte. Kaiser Konstantin selbst erließ das Dekret.

Dieses Dokument wird nun zum Anlass genommen, ein Jahr lang jüdisches Leben in Deutschland in den Blick zu nehmen: von den frühen Zeiten bis heute. Dazu gibt es vielfältige Aktionen – und hoffentlich irgendwann auch Veranstaltungen.

„Shared History“

Eine Aktion hat das Leo Baeck Institut im Internet ins Leben gerufen: „Shared History“ – geteilte Geschichte. Jede Woche wird im Internet ein neues Objekt vorgestellt, das auf seine je eigene Weise vom Zusammenleben von Menschen jüdischen und christlichen Glaubens in Deutschland erzählt. Mal lassen die Objekte erahnen, wie eng verzahnt dieses Leben war, dann wieder erzählt ein Objekt von Schikane und Verfolgung. Spannend ist es immer!
Die Homepage „Shared History Project“ finden Sie hier.

„beziehungsweise“

Eine andere Aktion ist eine ökumenische Plakataktion, unter anderem der Evangelischen Kirche in Deutschland: „beziehungsweise“ heißt sie. Ihr geht es um die enge Verbundenheit von jüdischem und christlichem Glauben und Leben. Jeden Monat wird ein neues Plakat in unseren Schaukästen hängen. Auf dem Februar-Plakat stand: „Wir trinken auf das Leben“ – Purim beziehungsweise Karneval.
Neugierig geworden? Dann schauen Sie nicht nur in unsere Schaukästen, sondern lesen hier weiter.

Jüdische Museen

Viele Museen haben in den Pandemie-Zeiten digitale Rundgänge durch ihre Sammlungen ermöglicht. Hier stellen wir Ihnen Museen vor, die solche Rundgänge auch mit Blick auf jüdisches Leben in Deutschland ermöglichen. Lassen Sie sich verleiten zu Spaziergängen von einem zum andern, „vom Hölzken aufs Stöcksken“.

Jüdisches Museum Augsburg

Jüdisches Museum Berlin

Jüdisches Museum Frankfurt

Und für alle, die an den Abenden mit Pfarrerin Laubmann zur „Weiblichen Seite Gottes“ teilgenommen haben und sich eine Erinnerung oder Vertiefung wünschen: Die finden Sie hier.

Vielleicht kann dieses Jahr auch aufräumen mit einem Bild, das sich in vielen Köpfen festgesetzt hat: dass in Deutschland früher immer ausschließlich Deutschegelebt hätten und es heute gelte, zu diesen alten Zeiten und Zuständen zurückzukehren. Als hätten hier immer Menschen gelebt, die gleich gewesen wären, eine Gemeinschaft von Menschen, die gleich aussahen, dasselbe glaubten, dieselbe Sprache sprachen. Das Gegenteil ist der Fall: Hier lebten nie nur „die Einen“, die sich von „den Anderen“, die von woanders kamen, unterschieden. Schon unter den Römern, die eben auch bei uns im RheinlandSiedlungen gegründet hatten, ging es ethnisch sehr vielfältig zu. Und das hörte danach nicht auf: Die Menschen, die in dem Gebiet gelebt haben, das heute Deutschland ist, waren immer vielfältig!

Und so ist dieses Jahr auch eine Einladung und Gelegenheit, die Vielfalt, die schon seit weit über tausend Jahren zu uns gehört, kennenzulernen. Sind Sie dabei?